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20.11.2024

Guten Morgen!

Sie haben es vielleicht mitbekommen – wenn nicht, auch nicht so schlimm: Jene Twitter-Influencer, die man früher „Alphas“ nannte, haben am Sonntag um 18 Uhr in einer konzertierten Aktion die Social-Media-Plattform X verlassen und sind kollektiv zu Bluesky gewechselt. Einen „heldenhaften Rückzug“, nannte das „Falter“-Herausgeber Armin Thurnher. „Um ein Zeichen gegen das toxisch gewordene X zu setzen.“ Twitter war allerdings schon toxisch, da schraubte Elon Musk noch an Autos herum. Thurnher hat das entweder vergessen oder verdrängt: Er selbst wurde dort das eine und andere Mal als „alter weißer Mann“ vorgeführt.

Das Toxische an Twitter war: Wer Widerspruch gegen die gängige linksliberale Mainstream-Meinung zu äußern wagte – ob auf Twitter selbst oder in den herkömmlichen Medien –, lief Gefahr, gleich einmal ans Kreuz genagelt zu werden. Es wurde verkürzt, zugespitzt, aus dem Zusammenhang gerissen, sodass es ins Shitstorm-Konzept passte. Gefangene wurden selten gemacht, Differenzierung war ein Fremdwort, lieber einmal schnell draufhauen als noch eine Runde nachdenken. Eine Echokammer der Selbstgerechtigkeit. Nachsicht wurde selten gewährt, bei Fehlleistungen rollte die Lawine unbarmherzig über einen drüber. Wer einmal als Opfer auserkoren wurde, kam auch schwer aus der Nummer wieder heraus.

Nicht zuletzt deswegen gefiel es den Wolfs und Klenks dort auch so gut: Sie waren mehr oder weniger unter ihresgleichen und in der Mehrheit. Das hat sich offenbar geändert. Dazu passt irgendwie auch, dass sich der Bundespräsident (!) dazu geäußert hat: „Plattformen wie X haben in den letzten Jahren einen deutlichen Diskursqualitätsverlust erlitten.“

Ich bin irgendwann im Jahre 2013 – aus Eitelkeit – Twitter beigetreten, diesem Zeit- und Energieräuber. Es war eine der schlechteren Entscheidungen meines Lebens. Ich möchte diesen Fehler nicht wiederholen, daher werde ich Bluesky lieber meiden.

Was tut sich in der richtigen (Medien-)Welt? Wie schon vor Wochen in der „Presse“ vermeldet, wird Gunter Mayr nun Finanzminister. Und so richtig los gehen die Regierungsverhandlungen, die Untergruppen stehen fest (die Neos haben interessanterweise in jeder Gruppe zwei Leute sitzen, ÖVP und SPÖ nur einen). Vom Procedere her wird es eine Ampel für die „Ampelkoalition“ geben: Grün bedeutet ausverhandelt, was auf Gelb gesetzt wird, kommt zu den Leitern der Hauptgruppe, Rot kommt zu den Chefs. Inhaltlich ist bisher noch wenig bekannt: Außer dass Milliarden Euro eingespart werden müssen und SPÖ-Chef Andreas Babler von allen „Andi“ genannt werden möchte.

Slawa Ukrajini!

Oliver Pink

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